Christkönig Lesejahr C

1. Lesung: 2 Sam 5,1-3
2. Lesung: Kol 1,12-20
Evangelium: Lk 23,35b-43

Predigt von HG Unckell am 24.11.19

Liebe Mitchristen

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott – eine Redewendung, die beim Hören des Spottes heute im Evangelium einfallen kann. Dieses Verständnis von Gott hat mit dem Gott Jesu Christie nicht viel zu tun. Für Jesus Christus ist das Selbst, das Ego nicht der höchste Wert. Sonst wäre er nicht Mensch geworden. Jeden Samstagabend bekennt die Kirche im Abendlob: Jesus Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich, und wurde den Menschen gleich.

Das Ego ist für Jesus dabei kein Unwert. Selbstwerdung und Emanzipation wird in vielen Aktionen Jesu gestützt. Heute hieß es im Evangelium Anderen hat er geholfen… Aber für Jesu Jünger darf das Ego nicht Endstation bleiben. Es gibt für Jesus Wertvolleres, Wichtigeres. Das Ziel des Lebens hat mit Beziehung zu tun, dafür braucht es das Ego als Partner, aber es braucht auch die Hingabe. So sagt Jesus an einer Stelle im Neuen Testament zu Petrus Wenn Du alt wirst, wird ein anderer dich gürten und dich führen wohin du nicht willst. Es braucht die Bereitschaft, sich einem Größeren hinzugeben, gemeinhin sprechen wir vom Willen Gottes. Dieser Wille, die je größere Liebe, ist der höchste Wert.

Wie Menschen diesem Willen gegenübertreten können, das zeigt das heutige Evangelium an den beiden Verbrechern:

Da ist der eine Verbrecher, der zuerst spricht. Können Sie sein Anliegen verstehen? Er hat den Tod vor Augen. Er hat wahrscheinlich von den Wundertaten Jesu gehört. Er schätzt die Lage so ein, dass wenn dieser Mann ein Wunder vollbringt, er davon profitieren könnte. Es ist ein letzter Strohhalm, den er da wahrnimmt. So sagt er zu diesem Mann: Hilf dir selbst und auch uns. Für Lukas ist dies eine Verhöhnung aber dieses Anliegen als solches ist für mich verständlich. Was ist da das Problem mit diesem Mann, der seine Chance sieht, nicht sterben zu müssen?

Hier zeigt uns das Evangelium eine Haltung, die Gott öfter begegnet. Der Verbrecher steht für den Menschen, der Gott sieht, als Mittel zum Zweck, zum Zweck das es mir, uns besser geht. Diese Haltung entlarvt der Evangelist Lukas als Verhöhnung. Gott kann man nicht benutzen in dieser Weise. Denn dann stellt sich das Ego über Gott. Jesus tut dies nicht in dieser Lage. Er bleibt sich und seiner Beziehung zu Gott, seinem Vater, treu. Es ist ein vertrautes Problem: Ich bitte Gott um etwas sehr konkretes und wenn meine Bitte nicht in Erfüllung geht, dann bin ich enttäuscht, gekränkt. Vielleicht beginne ich zu zweifeln, stelle ich Gott, zumindest sein Wesen infrage: Wenn du der Gott bist, der uns so liebt, dass du deinen Sohn am Kreuz für uns hast sterben lassen, dann hilf mir doch auch jetzt. Oft tritt dann die Erfahrung hervor, dass Gott zu schweigen scheint.

Dem ersten Verbrecher wird es mit seinem Anliegen wohl so gegangen sein, als er mitbekam, wie Jesus starb. Der letzte Strohhalm, die letzte Hoffnung herauszukommen aus dieser Situation – nichts wars. Er konnte Gottes Solidarität in seiner Lage, Gottes Nähe, Gottes Beziehungsangebot nicht wahrnehmen. Dem anderen Verbrecher ist dies möglich. Denk an mich – da ist Hoffnung zu spüren auf eine Beziehung, die trägt. Er kann Gottes unverdiente Nähe wahrnehmen, als geschenkte Solidarität im Leiden. Und welche Chance haben die Menschen auf der Schattenseite des Lebens. Ob als Opfer eines Verbrechens, einer Katastrophe oder unguter Verhältnisse. Wenn sie eine bestimmte Lösung erhoffen, erbeten, erwarten, kann es geschehen, dass sie sich vergeblich nach Gottes Wirken ausstrecken und Gottes Nähe, Solidarität mit ihnen nicht wahrnehmen.

Solidarische Beziehung ist der tiefere Grund, der Selbstwerdung sinnvoll sein läßt. Das Ego kann und soll sich in Beziehung einbringen. Jesus Christus, der Sohn, lebt im dreifaltigen Gott, lebendigste Beziehung, schenkt Beziehung, will Beziehung ermöglichen. Beziehung, die sich auch schon in seinem Namen ausdrückt. Jesus, Jeschua, heißt, Gott rettet. Diese Bedeutung des Namens wird heute im Evangelium und in dem, was wir miteinander erinnern, wenn wir Eucharistie feiern, besonders spürbar. Gott rettet und errettet durch Leiden und Tod hindurch ins Paradies.

Dieses Wesen Gottes zeigt uns Jesus für in seinem Sterben und durch die Auferstehung. Und wir erinnern uns bei jeder Eucharistiefeier: Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit. So ist er das Haupt der Kirche, der Ursprung, der Erstgeborene der Toten.

Am zweiten Verbrecher zeigt uns Lukas, wie Menschen zu Jesus angemessen eine Beziehung aufnehmen können. Der Mann nimmt an, was ihm im Leben widerfährt. Er weiß um die Haltung der Gottesfurcht. Gott kann ich in dieser Haltung nicht für mich nutzen, aber ich kann mich an ihn wenden, mich ihm anempfehlen. Dieses Vertrauen wird nicht enttäuscht. Jesus, das lebendige Wort, antwortet ihm, während er zu allen anderen schweigt.

Ich lade Sie ein, in unserer Gemeinschaft mit Ihrer Lebenssituation heute Gottes Nähe zu suchen. Ein Taizéruf kann uns dabei helfen. Er ist von der Bitte des anderen Verbrechers inspiriert. Meist wird er auf Englisch gesungen. Dann heißt er: Jesus remember me, when you come into your kingdom. 

Wir hören die Orgel, wie sie diesen Vers spielt, dann wollen wir ihn einige Male gemeinsam miteinander singen und meditieren.